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könne, und es bleibt unentschieden, ob der Geist die Dinge wirklich, die materiellen Dinge, als materielle, oder nur die Ideen derselben wahrnimmt. M. sagt daher auch bald, dafs der Geist die Dinge selbst sieht, bald, dafs er nur die idealen Objecte, die Ideen der Dinge sieht. *) Zugegeben selbst, dafs, wie M. sagt, man erst die Dinge in ihrer Wahrheit, so, wie sie wirklich sind, in Gott sieht **), dafs man also, wenn man gleich nur die idealen Objecte sieht, defswegen doch nicht etwa,,Scheindinge" sieht; so bleibt doch die Wahrnehmung des Materiellen, als Materiellen, die Wahrnehmung überhaupt einer Materie ein Unbegreifliches. Die materiellen Dinge, als materiell, die Materie, oder die Natur bleibt defswegen auch ein fremdes, im Organismus des Ganzen, nicht nothwendig mit enthaltenes, unheimliches, an und für sich unbegreifliches Wesen, ein absolutes: Man weifs nicht woher und wozu, ihr Dasein ein absolut unauflösliches Räthsel; sie hat keinen andern Grund als die Macht und den Willen Gottes, d. h. sie hat keinen Grund, sie ist kein Nothwendiges, sondern ein absolut Zufälliges und Willkührliches. La création de la matiere (est) arbitraire, et dépendante de la Volonté du Créateur. Si nos idées sont représentatives, ce n'est que parce qu'il a plû à Dieu de créer des êtres qui leur répondissent. Quoique Dieu n'eût point créé de corps, les esprits seroient capables d'en avoir les idées. (Rep. a M. Regis.).

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*) Z. B. Rech. de la Ver. III. II. ch. 6. u. Eclairc. sur le l. III. X. Ecl.

**) On ne voit la Vérité que lorsque l'on voit les choses, com

me elles sont, et on ne les voit jamais, comme elles sont, si on ne les voit dans celui qui les renferme d'une’maniere intelligible. De 1. R. d. I. V. Liv. IV. des inclin. ch. 11.

VIII.

Benedict v. Spinoza.

§. 111.

Uebergang von Malebranche zu Spinoza.

Malebranche's Philosophie enthält schon viel bestimmter und entwickelter, als die des Cartesius, die Elemente der Philosophie des Spinoza; nur sind sie auch hier noch zerstreut, auseinandergehalten, und in der Form der Vorstellungen des christlichen Idealismus ausgedrückt; es darf nur das Ganze streng consequent zusammengedacht und gefasst werden, so haben wir den Spinoza. Bei C. ist auch schon das unendliche Wesen der Mittelpunkt des Systems, aber nur der Vorstellung nach, nicht der Sache und Wirklichkeit nach, er schwebt nur oben über den Gegensätzen im Reich der Vorstellung; er soll der Mittelpunkt sein, aber er ist es nicht, oder er ist es nur subjectiv, noch nicht objectiv; die objective Existenz, die bestimmte Wirklichkeit im System haben Geist und Materie; was von Gott vorkommt, kommt nur vor, um seiner Existenz gewifs zu sein, und durch die Gewifsheit seiner Existenz der Existenz der materiellen Dinge und der realen, erfüllten Existenz des Geistes gewifs zu werden. Es mufs daher die Idee Gottes verwirklicht werden; es mufs Gott in die Sphären, die Geist und Materie für sich einnehmen, hinabsteigen; der weite freie Spielraum, den sie noch bei C. haben, muls beschränkt werden; sie müssen Gott Platz machen, damit der Mittelpunkt in die Wirklichkeit thätig eingreife, und von ihr Be- sitz nehme, und um sich greife. Bei M. ist nun schon Gott in das Centrum der Geisterwelt gerückt; die Geister existiren zwar noch, als selbst

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ständige Wesen, als Einzelne; aber Gott ist bei ihm der Geist der Geister, die allgemeine Vernunft, die allgemeine Einheit derselben; in ihm sind alle Geister Ein Geist, er ist der allgemeine und identische Inhalt in allen einzelnen, sie haben nur noch eine subjective, eine formelle, äufserliche Existenz und Selbstständigkeit für sich, ihrem Inhalt, ihrem Wesen nach sind sie Eins, und dieses Eine Wesen ist eben Gott. Die Materie, die Natur ist zwar bei ihm noch ein Ausgeschlossenes, aber es sind doch auch schon in ihm die Elemente da, um sie mit dem Geiste zu vereinen. Das nothwendige Band zwischen dem Geiste und der Bewegung der Körper, und dem Körper selbst ist die Macht, der Wille Gottes. Ob nun gleich zwischen dem Körper und dem Willen, er mag nun als allmächtiger, oder als Wille des endlichen Geistes vorgestellt werden, in der That kein inprer, nothwendiger Zusammenhang Statt findet; so ist doch der Wille Gottes die Kraft, die Natur jedes Wesens, das Positive in ihm; und obwohl der Wille eine unbestimmte, erkenntnifsłose Bestimmung ist, so liegt ihr doch der Gedanke schon zu Grunde, dafs eben der Gott, eben das allgemeine Wesen, in dem alle Geister erkennen und anschauen, der ihr gemeinschaftliches Licht, ihre wahre Substanz ist, auch das Wirkliche, das Substanzielle der Natur ist; es bleibt daher nur noch die Materie, als blofse Materie, übrig. Diese ist aber selbst schon in Wahrheit nur noch eine Form, Wesen ist nur Gott. Es darf also nur die Materie, als das, was sie in Wahrheit ist, als eine blofse Form, die kein Bestehen, keine Existenz für sich haben kann, als eine Modification *) des We

*) In seinen Entretiens sur la Metaphysique nähert sich auch schon M. hinsichtlich der Ausdehnung, als der Extensio Tu Infiniti, mehr dem Sp,

sens Gottes erkannt, also nur Das, was noch bei M. formell auseinander gehalten ist, zusammengefafst werden, so haben wir den Spinoza. Bei C. ist der Mittelpunkt nur noch ein mathematischer Punkt, ohne alle Ausdehnung und Umfang; bei M. wird er schon wirklicher, ausgedehnter Punkt, gewinnt Umfang, beschränkt dadurch die bei C. unbeschränkte Sphäre der beiden Gegensätze, vermindert ihren Umfang, attrahirt die Kraft, das Positive des Geistes und der Natur, als das Seinige, bekommt Inhalt, und bildet sich eben auf diese Weise zum Kerne der spinozistischen Substanz aus.

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Einleitung und Uebergang von Cartesius zu Spinoza.

,, Das Wesen, sagt C., welches eine solche Existenz hat, dafs es keines andern Wesens bedarf, um zu existiren, nenne ich Substanz. Nur Gott aber ist ein solches Wesen, das durchaus keines andern bedarf. Alle andern Substanzen können nicht ohne den Beistand Gottes existiren. Das Wort Substanz hat daher eine andere Bedeutung, wenn von Gott, eine andere, wenn von den übrigen Weşen die Rede ist. Die körperliche Substanz und der Geist oder die denkende Substanz können beide unter der gemeinschaftlichen Bestimmung begriffen werden, dafs sie Gottes Mitwirkung oder Beistand zur Existenz bedürfen. Allein aus der blofsen Existenz kann die Substanz nicht erkannt werden; denn die Existenz bestimmt nicht; leicht wird sie dagegen aus jedem ihrer Attribute erkannt. Jede Substanz hat jedoch nur Eine Haupteigenschaft, die ihr Wesen ausmacht, und auf die alle andern Eigenschaften oder Attribute zurückgeführt werden. So constituirt die Ausdehnung das

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Wesen der körperl. Substanz, das Denken das Wesen der denkenden, alle übrigen Eigenschaften sind nur Modi, bestimmte Arten und Weisen, des Denkens. Wir haben also zwei klare und deutliche Idéen oder Begriffe, den Begriff der schaffnen denkenden Substanz, und den Begriff der körperlichen Substanz, vorausgesetzt nämlich, dafs wir alle Attribute des Denkens genau von den Attributen der Ausdehnung unterscheiden. Eben so haben wir auch eine klare und deutliche Idee von der unerschaffnen und unabhängigen denkenden Substanz, nämlich von Gott." (Princ. Philos. P. I. 51-54. u. 63-65.)

Wir haben also hier drei Wesen oder Substanzen, zwei endliche Substanzen, d. i. die körperliche und die erschaffene denkende Substanz, und eine unendliche, d. i. die unerschaffne und unabhängige denkende Substanz. Die Materie und der Geist sind nun zwar erschaffen, abhängig von der unerschaffnen Substanz, sie bedürfen Gottes zu ihrer Existenz, sie können ohne ihn nicht sein, noch bestehen; aber gleichwohl sind beide selbstständig und unabhängig, und zwar nicht nur vòn einander, sondern auch von Gott. Zum Begriff der Materie nämlich gehört nichts, als die Ausdehnung, diese macht ihr Wesen aus, die Materie ist Materie nur durch ihre Ausdehnung, nicht durch Gott, in ihrem Begriffe liegt nichts als sie selbst; sie drückt nichts aus, sie repräsentirt nichts, als sich selbst; ihr Begriff oder Wesen enthält keine Beziehung auf Gott, die eine Bestimmung der Materie wäre; denn die Bestimmung, die ihre wesentliche ist, durch die sie das ist, was sie ist, deutet nicht ausser sie hinaus auf Gott hin, sondern sie drückt vielmehr nur die Beziehung der Materie auf sich selbst aus, bejaht nur sie selbst; ihr Begriff

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