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gefühl, dieses Unabhängigkeitsbewusstsein und diese Seepsis setzen aber selbst wieder voraus, dafs der Geist 'I'm Menschen und mit ihm das menschliche Individuum sich für sich selbst, sich selbstständig erfafst, und zwar im Unterschiede von der Natur sein Bewusstsein erfalsts dafs der Geist eben diesen seinen Unterschied von der Natur als sein Wesen erkennt, und in dieser Unterscheidung wie sich, so die Natur zum wesenhaften Objecte seines Denkens macht! Nur auf den Grund dieses Processes hat der Mensch erst wahrhaftes Interesse, Trieb und Lust, "erfahrend und erforschend an die Natur zu gehen, denn eben in dieser Unterscheidung frappirt ihr erst der Anblick der Natury wie den Jüngling der Anblick der Jungfrau wenn er in das Bewufstsein des Unterschieds gekommen ist ergreift ihn erst der unwiderstehliche Trieb und Reiz, sie zu erkennen, und wird die Erkenntnifs der Natur sein höchstes Interessel Janua - Der Standpunkt der Erfahrung setzt daher, wie sich in der Darstellung des Cartesius zeigen wird als seinen Grund das Geistesprincip voraus, das raf bestimmtegi wenn gleich noch einfache, Höchst unvollkommne und subjective Weise in Cartesrus sich aussprach, und vor das denkende Bewafstsein des Menschen gebracht wurde *). Der geistige, der mittelbare Vater der neuern Naturwissenschaft ist daher Cartesius. Denn Bacon, obwohl er etwas früher ist und in einem sinnlich und sichtbar näherem Zusammenhang mit dem Standpunkt der Erfahrung, in einer augenscheinlicheren Beziehung zu ihm steht, setzt doch dem Wesen nach das Princip des selbstbewussten, sich im Unterschiede von

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*) Es wäre ein lächerlicher Schlufs, wenn man aus dieser Behauptung etwa folgern wollte: Also waren alle Physiker Cartesianer, also, mufsten die Physiker sammt und sonders erst den Cartesius studirt haben.

der Natur erfassenden und sie als sein wesentliches Object sich gegenübersetzenden Geistes, also das Princip voraus, das als solches Cartesius zuerst zum Objecte der Philosophie machte. Der unmittelbare oder sinnliche Vater der neuern Naturwissenschaften ist Bacon, denn in ihm machte sich das Bedürfnifs und die Nothwendigkeit der Erfahrung rein für sich und unbedingt geltend, und sprach sich zuerst das Princip der Erfahrung als Methode, Organon oder Anweisung zu einer erfolgreichen Erfahrung mit rücksichtsloser Strenge aus *).

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*) Wenn Bacon und Cartesius Väter der neuern Naturwissenschaften genannt werden, so ist dieses natürlich fur so zu verstehen, duls der Geist, der gemeinschaftlich in der neuern Zeit die verschiedensten Individuen ergriff,¦aus und in dem. alle zusammen nur Ein Ziel und Ein Object erstrebten, der Geist des Denkens und der Naturerforschung, der in Patritius, Cardanus, Copernikus, Gil Durch und Ausbruch

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in freien Falls der Körper, in Johann Kepler die Gesetze der Planetenbahnen entdeckte, kurz, dafs derselbe allger meine Geist, der schon vor. C. und B., gleichzeitig mit ihnen und nach ihren in den verschiedensten Individuen auf diese oder jene besondere Art und Weise, in der Er forschung und Erkenntnifs einer besondern Materie sich verwirklichte und geltend machte, sich in ihnen auf allgemeihe: Weise Dasein gab, als allgemeines Principe und alls gemeine Nothwendigkeit sich aussprach,

rungai die Gesetze des

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ranz Bacon, Sohn Nicolaus Bacon's, Grofssiegelbewahrers von England, wurde 1561 den 22. Januar geboren. Schon in seiner frühsten Jugend gab er Beweise von seinen grofsen Talenten. Im 12. Jahre seines Lebens ging er auf die Universität Cambridge, und schon im. 16. fing er an, die Mängel und Unvollkommenheiten der damals noch allgemein herrschenden scholastischen Schulweisheit einzusehen. Offenbar war es diese frühe Reife seines Verstandes, die seinen Vater bewog, ihn ungeachtet seiner Jugend. mit dem damaligen englischen Gesandten in Paris an diesen Ort zu schicken. Während des Aufenthalts daselbst verfertigte oder entwarf er wenigstens, damals 19 Jahre alt, seine Beobachtungen über den Zustand von Europa. Der unerwartete Tod seines Vaters nöthigte ihn aber, nach England zurückzukehren und sich zu seinem Lebensunterhalte auf das Studium des vaterländischen Rechtes zu legen. Er begab sich defswegen in das Collegium Gray's - Inn, wo er dieses Studium mit grofsem Fleifse und seinen Talenten entsprechendem Erfolge betrieb, ohne darüber jedoch die Philosophie zu vergessen; vielmehr fafste er daselbst schon in den ersten Jahren seines Rechtsstudiums den Plan

zu der Restauration der Wissenschaften, an der er 30 Jahre arbeitete. Er erwarb sich bald einen so ausgezeichneten Namen als Rechtsgelehrter, dafs ihn die Königin Elisabeth zu ihrem Rath in ausserordentlichen Rechtssachen ernanute, und ihm hernach noch die Anwartschaft auf eine Stelle in der Sternkammer gab. Durch diese ehrenvolle Stelle verbesserte sich aber weder seine Lage in materieller Hinsicht, noch gelangte er zu höheren Würden empor, woran offenbar hauptsächlich sein freundschaftliches Verhältnifs zu dem Grafen Robert von Essex Schuld war; denn durch dieses machte er sich besonders seinen, ohnediefs wegen seiner Talente auf ihn eifersüchtigen Vetter Robert Cecil Burleigh, der am Hofe eine einflussreiche Rolle spielte und der heftigste Feind des Grafen von Essex und seiner Freunde war, zu seinem Gegner*). Den Vorwurf der Undankbarkeit lud Bacon bei Mitund Nachwelt dadurch auf sich, dafs er, als eben diesem Grafen von Essex, als einem Staatsverbrecher, der Procefs gemacht wurde, als Rechtsanwalt der Königin es übernahm, den Procefs zu führen, und als über die Hinrichtung dieses unglücklichen Grafen unter dem Volke der gröfste Unwille laut wurde, noch überdies sich dem Auftrage der Regierung, ihr Verfahren in dieser Sache in den Angen des Volks zu rechtfertigen, unterzog, ob er gleich sein vertrauter Freund gewesen und von ihm auf die edelmüthigste Weise unterstützt worden war **).

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Glücklichere Verhältnisse begannen für Bacon nach dem Tode der Elisabeth, auf die er eine Denkschrift unter dem Titel of the Praide of his Sovereign machte, unter der Regierung KönigsJacob I. von England, der ihn nach einander zu den höchsten Würden emporhob. Auch hatte er jetzt durch eine Hei

*) Mallet Histoire de François Bacon Traduction de l'Anglois p. 30.

**) S. Mallet p. 39-43.

rath seine Vermögensumstände verbessert. Ungeachtet aber der vielen verwickelten und wichtigen Geschäfte, die B. unter Jacob gemäfs seiner hohen Stellung im Staate oblagen, arbeitete er doch zugleich, an seinen wissenschaftlichen Werken fort. So erschien 1605 die erste Probe von seinem grofsen Werke de Di gnitate et Augmentis Scientiarum unter dem Titel: The two Books of Franc. Bacon of the Proficience and Advancement of Learning Divine and Human, eine Schrift, die er später mit Hilfe einiger Freunde ins Lateinische übersetzte, beträchtlich erweiterte, in 9 Bücher eintheilte und in dieser neuen Gestalt etwa zwei oder drei Jahre vor seinem Tode drucken liefs; 1607 erschienen seine Cogitata et Vișa, offenbar die Grundlage oder vielmehr der erste Entwurf seines Novum Organum, 1610 seine Abhandlung of the Wisdom of the Antients (de Sapientia Veterum), welche sinnreiche Auslegungen von verschiedenen Gegenständen aus der griechischen Mythologie enthält, 1620 das wichtigste seiner Werke, das Novum Organum.

1617 wurde Bacon zum Lordsiegelbewahrer ernannt, 1619 zum Grofskanzler, bald darauf zum Freiherrn von Verulam; 1620 wurde er zur Würde eines Vicegrafen unter dem Titel: Vicegraf von St. Albans erhoben. Auf diese so glänzende Erhöhung erfolgte aber plötzlich eine schmähliche, demüthigende Erniedrigung. Er wurde nämlich öffentlich beschuldigt, sein Amt ungetreu verwaltet zu haben, ein Vergehen, das man bei ihm nicht etwa aus einem schlechten Charakter, aus Selbstsucht, Geiz und andern gemeinen Leidenschaften, wovon er frei war, sondern vielmehr aus einer gewissen Charakterschwäche und einer bei seinen vielen, so verschiedenartigen und zerstreuenden Arbeiten und Geschäften zu entschuldigenden Nachlässigkeit und Gelindigkeit gegen seine Untergebnen, die aus Mangel einer strengen Aufsicht sich so Man

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