der practischen Heilkunde. Herausgegeben von C. W. Hufeland, Königl. Preufs. Staatsrath, Ritter des rothen Adler- ordentlichem Professor der Medicin an der Univer- Grau, Freund, ist alle Theorie, I. Ueber die Schlammbäder zu Nenndorf, mit Beziehung auf die dortigen Schwefelwasserbăder Vom Geheimen Hofrath and Ritter in Cal. Non fingendum, aut exeogitandum, sed inveniendum quid natura faciat, vol ferat. Bacon, Seit der kurzen Reihe von Jahren, wo die Aerzte die sogenannten Schlammbäder in den Apparat ihrer Heilmittel auch in Teutschland aufgenommen haben, sprechen zahlreiche und nicht zu bezweifelnde Erfahrungen so sehr zum Vortheil derselben, dafs wohl keiner, welcher wirklich in der Lage war, die Wirkungen derselben zum Objekt seiner Beobachtungen zu machen, Anstand finden wird, dieselben in den geeigneten Fällen, unter die Klasse der wirksamsten Heilmittel aufzunehmen. Mein Beruf hat mich einen Theil meines. praktischen Lebens hindurch in den Stand gesetzt, die Schlammbäder in Nenndorf anzuwenden und ihre Wirkungen an Ort und Stelle zu beobachten. Diese Beobachtungen dem ärztlichen Publikum ganz einfach mitzutheilen, mache ich mir um so mehr zur Pflicht, da die Wirkungen der Schlammbäder eben so abweichend und verschieden ausfallen müssen, als sie selbst verschieden in ihrem Gehalt sind. Kein Arzt, der jemals Heilquellen und ihre Wirkungen auf unsern Organismus unbefangen beobachtet hat, wird es jetzt noch in Abrede stellen, dafs man nicht selten Krankheiten wahrnimmt, welche den Heilkräften einer Heilquelle entschieden und bald weichen, und dennoch einer andern, scheinbar (chemisch) ähnlichen nicht allein nicht weichen, sondern selbst durch sie verschlimmert werden. So verhält es sich offenbar mit den Schlammbädern; daher können sie eben so wenig, als die Mineralquellen, künstlich nachgeahmt werden, obschon allerdings der künstliche Schlamm, so wie das künstliche Mineralwasser Heilkräfte proprü generis besitzen können und wirklich besitzen. Von diesem Gesichtspunkt betrachtet, löen sich die Widersprüche, die wir auch in en Beobachtungen der Aerzte über Schlammader antreffen, von selbst auf. Praktische Erfahrung ist auch hier der zige zuverlässige Wegweiser, der uns jetzt nie irre führen kann, was auch für Bedtheile später noch von den Chemikern dem Schlamm entdeckt werden mögen. Schon zu oft sind in Rücksicht der guten Wirkungen bei geringem Gehalt von Bestand theilen, die Bäder bei Landeck, das Wikartswyler Wasser im Kanton Bern, das Schwefelbad zu Yverdon im Pays de Faux, das Pfefferbad, das Aarzihlerbad und m, a. angeführt worden. Wer mufs nicht hierin der Meinung jenes kenntnifsreichen Arztes ) beitreten, welcher schon vor mehreren Jahren behauptete es sei thöricht, den Werth eines Mineralwassers unbedingt nach der Menge der in ihm enthaltenen, durch unsere chemischen Untersuchungen entdeckten Bestandtheile zu bestimmen und darüber sogar Streitigkeiten zu führen. Darum sagt Hufeland **) so wahr: ,,Jedes Mineralwasser hat, so wie jedes Heilmittel, eine Grundwirkung, welche zum Theil zwar von den verschiedenen Bestandtheilen, mehr aber noch von der eigenthümlichen Mischung und Darstellung, dem inneren Leben, und dem dadurch bewirkten lebendigen Total-Eindruck auf das Lebende bestimmt, und nur durch Beobachtung dieser, also durch Erfahrung, ausgemittelt werden kann." Der mineralische Schlamm und dessen Bäder als Erzeugnisse der natürlichen Mineralwasser und eines natürlichen Moors, berech tigen zu ähnlichen Ansichten, und ihre Wirkungen, wenn gleich dem sie constituirenden Mineralwasser ähnlich, und durch die physischen Kräfte des Moors anders bedingt, erheischen wie jene, immer die Beobachtung * Hufeland's praktische Uebersicht der vorzüg lichsten Heilquellen Teutschlands etc. Berlin 1815. 8. 262. ༦༢༩ ༠༡༨ **) ... O. 6. 29991 |