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Ein Versuch, diese Extreme zu vermitteln, und so viel möglich das Wahre in den verschiedenen Behauptungen von dem Falschen oder Uebertriebenen zu sichten, schien daher dem Verfasser dieses Handbuches an der Zeit zu seyn. Indem er denselben wagte, hat er damit noch andere Zwecke zu verbinden gesucht.

Vor Allem wollte er seinen Zuhörern eine Schrift in die Hände geben, die, von gröfserem Umfange als ein Compendium, ihre Kenntnisse erweitern, und ihnen als Leitfaden für ihre künftige Fortbildung in der Wissenschaft dienen sollte.

Eine solche Schrift durfte sich ferner nicht darauf beschränken, einige der vorzüglichsten Werke anzuführen, sondern sie mufste soviel möglich eine vollständige Literatur des Faches enthalten, damit die Leser mit allen literarischen Schätzen gründlich und kritisch bekannt gemacht werden, selbst aus den Quellen schöpfen, und in das Heiligthum völlig eindringen könnten.

Die Haupt-Regeln der Produktion, Distribution und Consumtion, als oberste Criterien für die Beurthei

lung der Wirthschaftlichkeit aller Momente, mufsten

gehörig entwickelt und auseinander gesetzt werden.

Die persönlichen Güter, die sogenannte immaterielle Produktion oder die Dienstlei— von der Mehrzahl der Schriftsteller aus

ste

stungen der Volks-Wirthschafts-Lehre ausgeschlossen hen mit der materiellen Produktion in einem so innigen und wesentlichen Zusammenhange, und bedingen einander gegenseitig in dem Maase, dafs es an der Zeit ist, das ihnen widerfahrene Unrecht gut zu machen.

Der Verfasser dieses Werkes hat es sich daher zur besondern Aufgabe gemacht, ihnen die gebührende Stelle anzuweisen, und jenen Zusammenhang überall darzuthun.

Neben der von allen Autoren mit Recht hochgepriesenen Theilung der Arbeiten, war auch die nicht minder wichtige, aber erst in der neuesten Zeit als höchst bedeutend erkannte Verbindung derselben, unter die Mittel zur Fruchtbarmachung der Arbeit gehörig einzureihen.

Endlich verdient die Lehre vom Capital, eine

der wichtigsten und schwierigsten Partieen unserer Doktrin, eine ganz besondere Aufmerksamkeit, welche der Verfasser ihr auch gewidmet hat.

Die in der Einleitung enthaltene Darstellung und Prüfung der volkswirthschaftlichen Haupt-Systeme konnte desswegen so kurz gefasst werden, weil das Merkantil - System im II. Theile, III. Titel, II. Abschnitte das physiokratische im II. Theile, II. Titel, I. Abschnitte, II. Absatze das Smith'sche aber in dem ganzen Werke noch besonders gewürdigt wird.

Dafs der Verfasser bei vorliegender Arbeit die geistreiche, zu wenig bekannte Schrift des Italieners Melchiorre Gioja (Nuovo prospetto delle scienze economiche u. s. w.) vielfach benützte, und manche seiner Ansichten sich eigen machte, dieses dürfte dem aufmerksamen Leser von selbst nicht entgehen.

Um gründliche Prüfungen und Berichtigungen dieser Schrift, im Interesse der Wissenschaft, bittet der Verfasser, und wird von den an ihn gelangenden

Bemerkungen bei einer etwaigen neuen Auflage mit

wahrem Vergnügen Gebrauch machen.

München, im August 1830.

Der Verfasser.

Einleitung.

I. Wie alle Geschöpfe auf der Erde, die belebten wie die leblosen um eines bestimmten Zweckes willen da sind, und einen ihrer Bestimmung angemessenen, eigenthümlichen Charakter haben, so auch der Mensch.

Seinem eigenthümlichen Charakter gemäfs, gehört er zugleich zwei Welten an, der Thier- und der Vernunft - Welt; er ist weder Vernunft, noch Thier, noch beides nebeneinander, sondern durchaus beides als Eines; sein Geist wird bedingt durch den Körper, der Körper durch den Geist, und so stehen beide. unter ganz anderen Bedingungen, als ohne diese Verbindung.

Seine Bestimmung aber ist keine andere, als Bildung, Vervollkommnung des Körpers und Geistes. Und damit er sie nicht verfehle, ist sein Körper, im Verhältnifs zu dem Thiere, ein vollendetes Meisterwerk; als solches kann er und nur er in allen Erdtheilen leben, und Alles um sich her zu seinen verschiedenen Zwecken bearbeiten, gestalten, vervollkommnen.

Zu seiner schon so grofsen Aussteuer kömmt noch sein Kleinod, die Vernunft, vermöge deren er anderer, als blos sinnlicher Vorstellungen, höherer Gefühle, als physischen Schmerzes und physischer Lust fähig, das Schöne, Erhabene, Wahre und Gute erkennt, und diese bis zur Idee der höchsten Vollkom

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