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ihrem Objekte hat, und ist daher Theologie (nämlich naturalis, im Unterschiede von der inspirata, die auf der Bibel beruht,) Naturphilosophie, und Philosophie vom Menschen.

Die Erkenntnifs der Natur gleicht einem geraden Strahle, die Erkenntnifs Gottes wegen des ungleichen Mediums, nämlich der Creaturen, vermittelst welcher Gott erkannt wird, einem gebrochnen Strahle, die Erkenntnifs des Menschen aber, der sich selbst vorstellt, sich in sich selbst zurückstrahlt, einem reflectirten Strahle. [68]

Diesen drei Disciplinen mufs nun aber eine allgemeine Wissenschaft vorangehen, welche die Mutter aller übrigen Wissenschaften ist, und mit dem Namen der ersten Philosophie, Philosophiae primae, bezeichnet werden kann. Diese mufs solche Grundsätze enthalten, welche nicht das Privateigenthum irgend einer besondern Wissenschaft, sondern das Gemeingüt mehrerer Wissenschaften zugleich sind. Ein solcher allgemeiner Grundsatz ist z. B.: Dinge, die mit einem Dritten übereinstimmen, stimmen mit sich selbst überein; denn er gilt eben so wohl in der Mathematik, als in der Logik, wo er die Grundlage des Syllogismus bildet, De Augm. Sc. III. c. 1.

Die erste Philosophie hat aber auch noch in einem besondern Theile von den relativen oder hinzukommenden Beschaffenheiten der Dinge z. B. der Wenigkeit und Vielheit, der Gleichheit und Ungleichheit, der Möglichkeit und Unmöglichkeit zu handeln. Diese Gegenstände müssen aber ganz anders, als bisher, behandelt und untersucht werden. Bisher hat man z. B. noch nie, so viele Worte man auch über das Viele und Wenige gemacht hat, den Grund zu ermitteln gesucht, warum in der Natur die einen Wesen in so zahlreicher, die andern in so geringer Menge vorhanden

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sind. Eben so wenig wurde je bei der Materie von der Ähnlichkeit und Verschiedenheit en genügender Grund angeführt, warum die Natur beständig zwischen verschiedene Arten gewisse Mittelwesen einschiebt, die von beiden etwas an sich haben. Diese Gegenstände dürfen also nicht logisch, son dern müssen physisch betrachtet und untersucht werden. De Aug. Sc. 1. c. u. Vis4.no ab vle aliosis

Die Naturphilosophie und ihre Theile sind bereits schon dargestellt worden; die natürliche Theologie oder die Philosophie von Gott bestimmt Bacon im gewöhnlichen Sinne; nämlich als die Erkenntnifs Gottes aus der natürlichen Vers nunft und Betrachtung der Welt, als welche uns seine Attribute, wie Allmacht, Weisheit Güte, Gerechtigkeit, Aubetungswürdigkeit hinlänglich offenbaren. Es ist also nur noch übrig die Philosophie vom Menschen und die Angabe ihrer be sondern Zweige. De Augm. Scient. IVllow. Aitoi

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Die Philosophie vom Menschen betrach tet diesen entweder im isolirten Zustande, oder in der Verbindung (segregatum aut conjugatum) und ist darnach entweder Philosophie des Menschen phil. humanitatis, oder Philosophie des Staates des Sta philos. civilis. Beiden voran geht aber eine allgemeine Wissenschaft, nämlich die von der Natur und dem Stande des Menschen (de natura et statu hominis), welche aber wieder in zwei beson dere Wissenschaften, als ihre Theile, zerfällt, in die Wissenschaft von der ungetheilten Natur (natura hominis indivisa) oder der Person des Menschen, welche hauptsächlich eben so wohl von dem Elend, als den ausgezeichneten Eigenschaften oder Vorzügen des Menschen handelt (de miseriis humani generis et praerogativis sive excellentiis) und in die Wissenschaft von dem Bündnisse oder der Gemeinschaft der Seele mit dem Leibe (de

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foedere sive de communi vinculo animae et cor poris) welche theils betrachtet, wie sich Leib und Seele gegenseitig offenbaren, d. h wie die Seele aus der Beschaffenheit und Gestalt des Leibes, und umgekehrt der Leib aus den Eigenschaften der Seele beurtheilt und erkannt wird, und so die Lehre von der Anzeigung oder den Zeichen ist (de indicatione), theils aber davon handelt, wie Leib und Seele gegenseitig aufeinander einwirken, und daher die besondere Lehre, you den Eindrücken (de impressione) bildet, - Die Philosophie vom Menschen im isolirten Zustande aber besteht aus eben so viel Theilen, als der Mensch, also aus Wissenschaften, die sich mit der Seele und dem Körper beschäftigen. De Augm. Sc. IV. 1. Die Wissenschaft vom Körper besteht aus eben so vielen Theilen, als es Güter des Menschen giebt, folglich aus der Medicin, die die Gesundheit, aus der Kosmetik, welche die Schönheit, aus der Athletik, welche die Stärke, und der Vergnügungskunst (voluptaria), welche das Vergnügen zu ihrem Gegenstande hat. ibid. c. 2. vino momo la

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Dr Die Wissenschaft von der Seele handelt theils von der Substanz und den Fähigkeiten, der Seele, theils von dem Gebrauch und den Gegenständen ihrer Fähigkeiten c. 3. Der leztere Theil enthält die Logik und Ethik. Die Logik selbst aber besteht aus vier Theilen, aus der Kunst der Untersuchung oder Erfindung (ars inquisitionis seu, inventionis), der Kunst der Prüfung oder Beurtheil→ ung (ars examinis seu judicii), der Aufbewahrung, im Gedächtnifs (ars custodiae seu memoriae), endlich aus der Kunst, des Vortrags oder Unterrichts (ars elocutionis seu traditionis.) ibid. Lib. V. c.d., Die Ethik aber zerfällt in die Lehre vom Ideale, oden der Idee des Guten oder der moralischen Glückseligkeit (de exemplari sive imagine boni). und die Lehre von der Leitung und Cultur des

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Gemüths (de regimine et cultura animi, georgica animi) 1. c. Lib. VII c. 1-8. ›..

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Die Philosophie, die den Menschen in der Verbindung oder Gesellschaft betrachtet, die philosophia civilis begreift in sich die Lehre your Umgang, von den Geschäften, vom Staate und dessen Verwaltung. Lc. Lib. VII, dingo dio joll Toming nadinog

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Uebergang von Bacon zu Hobbes.
1948

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Mit der Erfahrung, der beobachtenden Wahrnehmung der sinnlichen Wirklichke die Baco als den wahren Weg, zur Erkenntnifs zu gelangen, an priefs, wurde das, was wir überhaupt das Mater rielle, Sinnliche oder Erscheinende nennen, das Ziel und wesentliche Objeet des Geistes, ganz im Gegensatze gegen jenes innerlich religiöse und metaphysische Leben des Mittelalters, wo der Geist jenseits der Natur, jenseits der gegenwärtigen, sinnlichen Wirklichkeit einerseits in die Anschauung des göttlichen Wesens, wie im Mysti cismus, andererseits in die Betrachtung der ab strakten Bestimmungen des Wesens überhaupt, wie' in der scholastischen Metaphysik vertieft war; und der Geist,oder nur dás und nur so ist; was und wie sein Object ist, wurde dadurch selbst sinn→ lich, materialistisch. Wie der Mensch, wenn er aus den Schuljahren, wo er entfernt vom Leben, in der Zucht unter strengen Regeln und Gesetzen gehalten wird, heraustritt, jetzt im Bewusstsein oder Gefühle seiner Selbstständigkeit sich in das Leben hineinwirft; so wurde der menschliche Geist,

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als Serydas Gymnasium des Mittelalters verliefs, sich von der Zucht der Kirche, von der Autorität und dem Formenwesen der alten Metaphysik befreite, und auf die Universität der neuern Zeit zog, jezt, in der Absonderung von allem Höhern und Uebersinnlichen, gleichsam vom Rausche der Sinnlichkeit ergriffen, in den Materialismus hinuntergerissen, seiner selbst entleert.

Diese Geistesausleerung und Entäusserung, dieses Aussersichsein des Geistes zeigt sich zuerst in der Form eines Systems und einer Philosophie des Empirismus und Materialismus in Hobbes, der Unmögliches wollte, nämlich die Empirie als Philosophie selbst aussprechen und geltend machen, dessen ungeachtet aber unstreitig einer der interessantesten und geistreichsten Materialisten der neuern Zeit ist. Wie die Philosophie oder rich→ tiger der Materialismus Hobbes nichts UrsprüngHiches, nichts Unbedingtes und Absolutes, nichts aus sich selbst Bestimmendes und Bewegendes zum Inhalt und Object hat; so ist auch der Form nach seine Philosophie oder sein System (wenn man anders nur diese Worte bei H. anwenden darf) kein System, sondern eine Gedankenmaschine, sein Denken › reiner Mechanismus, ebenso äufserlich, so locker zusammengehalten wie eine Maschine, deren Theile trotz ihrer Zusammenstimmung und Zusammenhang's ein unlebendiges, einheitsloses Aus→ sereinander bleiben, eben so langweilig, einförmig, trocken, wie eine mechanische Operationiso in different und blind, wie der Zufall oder die äufserliche, mechanische Nothwendigkeit, indem ‹ er gleichgültig gegen den differenten, specifischen Inhalt der Dinge Alles nivelirt d. i. ohne Unter→ scheidung und Besonderung, ja mit der Negation der Differenz der verschiedenen Objecte, bestimmte Gesetze oder Kategorien, die nur innerhalb der be

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