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die seiner Philosophie, namentlich vom Geiste zu Grunde liegenden Ideen in strenger Consequenz und Bestimmtheit ans Licht zu bringen und durchzuführen, die negative, unbestimmte, gespenstige Form oder Bestimmung der Untheilbarkeit und Einfachkeit auf den Geist anwendet, da doch der reelle, bestimmte Unterschied des Geistes von der Materie, die Immaterialität desselben von ihm allein in die Einheit des Denkens oder Selbstbewusstseins gesetzt ist, von welcher die Bestimmung der Einfachheit oder Untheilbarkeit erst der abgezogue Ausdruck ist, und zu welcher sich diese verhält, wie zum wirklichen Geist das Gespenst, zum lebendigen Wesen sein Schat ten. So wie aber die Einfachheit nur das abgezehrte und abgezogene Gespenst von der lebendigen, concreten Bestimmung der Einheit des Selbstbewusstseins, und daher keine positive Bestimmung ist, durch die ich, den Geist oder die Seele bestimme und erkenne; so ist es auch ganz unmöglich von dieser abgezehrten Bestimmung aus die Einheit des Geistes und der Materie, die Verbindung des einfachen Wesens mit dem zusammengesetzten zu erfassen. Da C. lediglich in die Bestimmung des mit dem Denken identischen Bewusstseines, des intellectuellen, vom Materiellen sich unterscheidenden, und in dieser Unterscheidung sich für sich erfas-senden Selbstes das ganze Wesen des Geistes setzt, da das bewusste Selbst nach ihm der Geist, die Seele selbst ist, denn diese unterscheidet er nicht von jenem, und daher nach ihm eigentlich nur Geist, nur Bewusstsein Leben ist; so ging auch ganz nothwendig aus seiner Philosophie die Vorstellung hervor, dafs die Thiere blofse Automate, Ma-schienen, alle ihre Bewegungen nur mechanisch sind,*) *) Es thut nichts zur Sache, wenn C. schon lange vor seinen metaphysischen Meditationen diese seine Ansicht von den

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nicht aus einem geistigen Princip erfolgen, dass ihnen zwar Leben zukommt, aber nur inwiefern es allein in der Wärme des Herzens besteht, und Gefühl, aber nur inwiefern es vom körperlichen Organ abhängt. Dafs die Thiere nicht denken, oder keine Vernunft haben, beweist C. hauptsächlich aus ihrem Mangel an der Sprache. Quamvis omnes (bestiae) perfacile nobis impetus suos naturales, ut iras, metus, famem et similia voce vel aliis corporis motibus significent: nunquam tamen hactenus fuerit observatum, ullum brutum animal eo perfectionis devenisse, ut vera loquela uteretur, h. e. ut aliquid vel voce vel nutibus indicaret, quod ad solam cogitationem, non autem ad impetum naturalem posset referri ..... Quo quidem argumento mihi videtur validissime probari, non fieri ex organorum defectu, quod bruta non loquantur, sicut nos, sed ex defectu cogitationis (Ep. I. 67. 54. u. de Method. p. 47-50.) Daraus, dafs pach C. das Selbst die Seele, und die Seele, der Geist nur bewufstes Selbst ist, und nichts weiter, geht auch ganz nothwendig hervor, dafs alle Bewegungen und Thätigkeiten des menschlichen Körpers, die ohne unser Selbst, ohne unsern Willen in ihm vorgehen, ohne die Seele oder nicht durch die Seele, sondern nur auf materielle oder mechanische Weise geschehen, dafs der Körper nichts weiter ist als ein Automat, eine Maschiene, die aber alle menschlichen Maschienen natürlich weit übertrifft, und das physische Leben als solches nur ein rein materieller, geist- und seelenloser Procefs ist. Ita ut omnes motus, qui nobis eveniunt, voluntate nostra nihil ad eos conferente, (ut sàepe evenit, nos respirare, ambulare et denique

Thieren in einer Jugendarbeit niedergelegt hat. Vergl. Baillet la Vie de Mr. Des-Cartes L. I. Ch. 11.

omnes actiones facere, quae nobis cum bestiis communes sunt) non aliunde pendeant, quam a conformatione nostrorum membrorum, et cursu, quem spiritus excitati per calorem cordis naturaliter sequuntur in cerebro, in nervis et in musculis: eodem modo, quo motus automati producitur sola virtute manuclae et figura suarum rotularum, (De Passionibus P. I. Art. XVI.) Siquis cito extenderit manum in oculos nostros tanquam nos verberaturus, quamvis sciamus, eum nobis amicum et non nisi joco id facere, abstenturumque ab omni malo nobis inferendo, vix tamen possumus nos cohihibere ab illis claudendis. Quod ostendit, eos non claudi animae nostrae opera, cum id fiat contra voluntatem nostram, quae sola aut saltem prae cipua illius est actio: sed quod machina nostri corporis sic composita sit, ut motus illius manus ad oculos nostros excitet alium motum in nostro cerebro, qui deducit spiritus animales in eo's musculos, qui palpebras deprimunt. (ibid. Art. XIII. III. IV. u. de Method. 1. c.) Eben daraus, dafs nach C. das bewusste Selbst die ganze Seele ist, wo kein Bewusstsein und kein Wille, keine Seele, sondern nur Materie ist, Willen- und Bewusstlosigkeit nicht blos Verneinung der subjectiven Seele, sondern der Seele überhaupt, aller Seele ist, folgt überhaupt nothwendig, dafs C. im Besondern, in den besondern Lebens- und Seelenerscheinungen ein blofser Empirist oder Materialist ist; denn sein Princip reicht nicht aus, die besonderen und tieferen Erscheinungen des Natur- und Seelenlebens sind aus ihm nicht ableitbar und bestimmbar.

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Eine nothwendige: Folge, und consequente, wenn gleich abstrakte und einseitige Ausbildung von der Begriffsbestimmung, in der C. den Geist erfafste, ist die Gestalt, die sie durch Arnold Geulinx, (geb. 1625 zu Antwerpen, gest. 1669) erhielt, welcher darum noch eine besondere, wenn gleich kurze Erwähnung und Darstellung verdient.

Das Princip seiner Philosophie ist, wie bei C., der Geist dessen Wesen das: Denken ist, und zwar, wie bei diesem, da s Denken, das lediglich nur die Abstraktion und Unterscheidungsthätigkeit vom Sinnlichen, nur die auf sich selbst sich beziehende Subjectivität ist. Der Geist, sagt A. G., oder Ich. (nämlich als Geist), denn es ist eins, bin etwas von allein Sinnlichen absolut Unterschiedenes, meine Begriffs- und Wesens bestimmung ist einzig das Denken. [1].

Unter den vielen äufsern Objecten aber, die ich von mir unterscheide, d. i. als materielle wahrnehme, finde Ich auch ein materielles Object, einen Körper, der mit mir enge verbunden ist, den ich darum meinen Leib nenne, und der die Gelegenheitsursache ist, dafs Ich die andern Körper dieser Welt vorstellen kann. Diesen Körper nun kann Ich zwar manigfach nach Willkühr bestimmen oder bewegen, aber Ich bin nicht die Ursache dieser Bewegung; denn ich weifs nicht, wie sie geschieht, und es ist unmöglich, dafs

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ich das mache, von dem ich nicht einsehe, wie es gemacht wird. Nun weifs ich aber nicht, auf welche Weise die Bewegung von meinem Gehirn in meine Glieder sich fortpflanzt, und wenn ich gleich durch physikalische oder anatomische Versuche einige Kenntnisse mir hierüber verschafft habe, so fühle ich doch ganz deutlich, dafs von diesen Erkenntnissen nicht im Geringsten die Be wegung meiner. Glieder abhängt, und dafs ich sie eben so gut bewegte, als ich gar nichts davon wufste. Wenn ich nun aber die Bewegung in meinem Körper nicht hervorbringe, sø bringe ich noch viel weniger ausser meinem Körper eine hervor. [2]

› Ich kann daher nichts ausser mir hervor bringen; alles, was ich thue, bleibt in mir haf

kann nicht in meinen oder einen andern Körper übergehen. Ich bin also blos Zuschauer dieser Welt, die einzige Handlung, die mein ist, die mir übrig bleibt, die Ich thue, ist die Be schauung. Aber selbst dieses Beschauen geschieht auf eine wunderbare Weise. Denn die Welt kanh sich nicht selbst anschaulich machen, sie ist an und für sich selbst unsichtbar. So wenig wir auf das einwirken, was ausser uns ist; eben so wenig wirkt das, was ausser uns ist, auf uns ein, unsre Wirkungen können nicht über uns, die der Welt nicht über die Welt hinaus, sie dringen nicht bis zu unserm Geiste, unser Körper, als eih:: Theil der Welt, ist die Gränze, über die sie nicht hinJauskönnen. Denn, wenn auch z. B. im Acte des Sehens die äufsern Objecte ein Bild in meinem Auge hervorbringen, oder einen Eindruck insmei nem Gehirn, wie in einem Wachse, machen, so ist doch dieser Eindruck oder dieses Bild nur etwas Körperliches oder Materielles, das daher in mich, der ich etwas ganz Andres bin, nicht kommen kann, ausserhalb meines Körpers stehen bleibt. [3]

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